In einem breiten Dialog-Prozess mit freien Trägern, Kommunen, Gewerkschaften, Eltern, ErzieherInnen und anderen Interessengruppen wurde der Entwurf zu einem neuen Kita-Gesetz in den vergangenen Monaten diskutiert. Anfang April wurde dann der überarbeitete Entwurf vorgestellt. 80 Millionen Euro jedes Jahr mehr für Personal und Qualität, die Ausweitung der Gebührenfreiheit, mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine Sonderprogramm über 13,5 Millionen Euro für die Ausstattung von Kita-Küchen – das waren nur einige der Eckpfeiler, die der Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Bildungsministerium, Hans Beckmann, und der lokale Landtagsabgeordnete Michael Hüttner in der Kita Sternschnuppe in Gensingen vorstellten.
Auch konkrete Herausforderungen bei der Arbeit vor Ort in den Kitas wurden dabei offen angesprochen: etwa eine zunehmende Verwaltungsarbeit oder der Nachwuchsmangel.
„Wir wollen die Kita-Teams stärken und entlasten. Wichtig ist mir zu sagen, dass hier und auch in allen anderen Kitas eine hervorragende Arbeit gemacht wird“, wusste Beckmann auch um die Probleme, die nicht nur die ErzieherInnen im Gensinger Kindergarten beschäftigen. Auch Kita-Leiterin Nathalie Dörner wusste von Problemen zu berichten: „Oftmals ist die Personalsituation viel zu eng bemessen: Zwar gilt ein Betreuungsschlüssel, doch durch Leitungsaufgaben, Zeit für die Anleitung von Azubis oder Elterngespräche wird dieser Schlüssel oftmals aufgeweicht und ist in der Realität nicht einhaltbar“. Grundsätzlich sei man mit dem neuen Gesetz einverstanden und könne gut nachvollziehen, dass angepasste Betreuungszeiten gerade für berufstätige Eltern ein Vorteil sind. Wichtig sei, so Dörner, dass der Rahmen stimme, beispielsweise bei Personalbemessung und Betreuungszeiten.
Mit dem neuen Kita-Gesetz werde dem entgegengewirkt, nahm Beckmann die Kritik auf: „Leitungs- und Anleitungszeit für Azubis werden erstmals gesetzlich geregelt, bis zu 20 % der Plätze können außerdem unbesetzt bleiben und werden dennoch durch das Land mitfinanziert. Und wir wollen überall im Land einen sehr guten Betreuungsschlüssel. Wichtig ist auch: Das Land stellt den Jugendämtern so viel mehr Geld zur Verfügung, dass keine Kita Personal abbauen muss. Im Gegenteil: Viele können Personal aufbauen.“
Auch wenn Beckmann damit viele der Bedenken zerstreuen konnte, eine gewisse Restskepsis blieb. „Wir brechen nichts übers Knie und geben den Trägern und den Einrichtungen Zeit, sich auf die Neuerungen einzustellen. Erst im Sommer 2021 wird das System komplett umgestellt. Dann komme ich gerne nochmal vorbei und wir sprechend über ihre Erfahrungen“, machte Beckmann ein weiteres Gesprächsangebot.